Dienstag, 16. April 2013

Kurzgeschichten aus dem Leben einer Freiwilligen

Der Namenswahnsinn
Im Unterricht ruft es plötzlich „Mamii“ und auch im Comedor werde ich in letzter Zeit häufiger mit „Mami“ angesprochen. Während manche sich sofort verbessern, gibt es einige die es wiederholt sagen und einer antwortete auf den Hinweis seines Klassenkamerades, dass er mich gerade „Mami“ genannt hatte, ganz gelassen: „Na und, die Señorita könnte auch meine Mami sein, stimmts Señorita?!“
Ääähm... theoreeeetisch. Aber ich bin es nicht – bleiben wir lieber bei Señorita, Profesora, Maestra, Miss, Señorita de Inglés, Miss Anne, Annita, Anet, Ana, Any, Annecita oder einfach nur Anne.
Ja, mein Name führt nicht selten zu Verwirrung. Im Starbucks wird ja bekanntlich nach dem Namen gefragt, wenn man etwas bestellt und es ist jedes Mal aufs Neue ein Spaß, welcher Name dieses Mal auf meinem Becher stehen wird und v.a. wie man ihn aussprechen wird. Meine Freunde haben sich schon einen Spaß drauß gemacht, dass sie jedes Mal mich zum Bestellen schicken und dann wird gerätselt, was dieses Mal rauskommt.

Kids make the world go round
Kommt kürzlich ein Kind auf mich zu und meint „Señorita, schau mal, ich hab eine Taube!“ Komisch.. ich sehe nichts, okay dann fragen wir eben mal, wo sie denn die Taube hat. „In meinem Rucksack!“ „Waaas? Lass sehen!“ Die kleine macht den Rucksack auf und da liegt allen Ernstes eine Taube drin… aber tot. „Ich werde sie heilen.“ Sagt die Kleine, „Aber Ruth, die Taube ist tot. Die kannst du nichtmehr heilen!“ „Nein Señorita, die schläft nur.“ 

Verrückte Welt
Am Montag habe ich mit meinen 6. Klässlern das erste Examen geschrieben. Ja ihr hört richtig, ich schreibe Examenes. Ratet mal warum… Weil die Kids es wollen!
Ja, ihr hört richtig, die Kids wollen Examenes schreiben! Dasselbe gilt für die Hausaufgaben. Jede Englischstunde werde ich gefragt, was ich heute als Hausaufgabe aufgeben werde und wenn ich dann am Ende der Stunde etwas aufgebe, brechen die Kids in Jubelschreie aus. Verrückt oder?
Aber mir solls recht sein, wer hat denn nicht gerne so motivierte Schüler ;)
Zurück zum Examen. Es gab wirklich alle Typen von Schülern – manche haben wirklich gelernt und wussten fast alles, andere haben von ersteren abgeschrieben und nochmal andere haben ganz dreist ihr Heft auf dem Schoß gehabt und daraus abgeschrieben – aber mir entgeht nichts :D
Leider gab es auch welche, die sich keine Mühe gegeben haben und das leere Blatt abgegeben haben. Aber das kennt wohl jeder Lehrer.
Ein Schüler meinte sogar: “Señorita, kann ich das mitnehmen und dann machen wir es im Comedor zusammen?!“ Waas?! :D Ähm, nein, das machst du schön hier und allein…


Ihr seht, manchmal läuft hier alles drunter und drüber, aber mit etwas Humor klappt es doch immer irgendwie ;)
Solche Erlebnisse wie in den Kurzgeschichten geschildert machen es ja erst richtig spannend – und mit Kindern wird es einem eh nie langweilig :)
Ihr merkt sicherlich, dass mir die Arbeit immernoch richtig viel Spaß macht und ich mich sehr wohl fühle :)

Ich hoffe euch gehts auch gut ;)

Liebe Grüße aus Arequipa,
eure Anne

Mittwoch, 10. April 2013

Der Comedor zieht um...

Mitte März bekamen wir die Nachricht, dass die Besitzerin des Hauses, in dem sich der Comedor befand, ihr Haus umbauen möchte. Dort hatten wir das Erdgeschoss gemietet und darin befand sich der Comedor. Wir mussten also zum Ende des Monats umziehen..
Deshalb haben sich die Mütter fleißig auf die Suche nach möglichen Lokalen gemacht, die wir dann auch besichtigt haben. Zum Glück haben wir schnell was geeignetes gefunden.

Und am 27. März hieß es dann: Umzug.
Morgens um halb 10 gings los. Mit Schubkarren wurden Töpfe, Pfannen, Kisten etc. vom alten in den neuen Comedor transportiert. Alle haben angepackt, es wurden Regale ausgeräumt, geschleppt, geputzt, eingeräumt. Ein Regal mussten wir sogar auseinanderbauen und im neuen Lokal dann wieder zusammenbauen (ohne Ikea-Anleitung gar nicht so einfach :D).
Und das alles mit reiner Frauenpower! Ich war echt begeistert! Da wurde richtig schwer getragen, nicht einmal vor dem Kühlschrank sind die Mütter zurückgeschreckt. Ohne motzen haben sie alles von einem Ort zum anderen transportiert – teilweise sogar mit Kind auf dem Rücken. In anderen Fällen wurde das Babytragetuch kurzfristig umfunktioniert, um Lasten tragen zu können.
Echt klasse!
Als dann die Kids zum Essen kamen, hatten wir plötzlich einen Berg übereifriger Helfer. „Señorita, darf ich helfen?“ Deshalb hatten wir fleißige Bänke-Träger, Regalputzer, Schrauben-Reicher, Regalaufbau-Helfer etc. was uns echt einiges erleichtert hat.
Und so ist der Comedor mit vereinten Kräften umgezogen.

Inzwischen sind wir seit über einer Woche im neuen Lokal, haben uns auch schon eingerichtet und es läuft sehr gut. Und da der neue Comedor näher an der Schule liegt, kommen auch immer mehr neue Kinder :)

 
P.S. Ich würde euch gerne Bilder vom Umzug und vom neuen Comedor hinzufügen, habe aber leider gerade kleine technische Probleme. Die Bilder werden aber nachgereicht – versprochen! ;)